Dresden – Historisches

Auf dieser Seite werden in unregelmäßige Abständen längere Texte zur Geschichte der Raddampfer veröffentlicht.

Erlebnistour der besonderen Art – Mit dem Dampfer LEIPZIG ins böhmische Aussig

Viel zu lange war es her. Seit Gründung der Sächsischen Dampfschiffahrt hatte sich kein Dresdener Raddampfer mehr ins böhmische Usti nad Labem (Aussig) begeben. Doch jetzt wurde den Dampferfans aus Nah und Fern endlich wieder eine solche Tour geboten.

24. Mai 2009. An der Anlegestelle in Königstein liegt der Dampfer Leipzig. Bunt geschmückt wird er schon morgens um sieben von den ersten Sonnenstrahlen des Tages beschienen. An Bord herrscht bereits ein geschäftiges Treiben. Kein Wunder, denn in einer Stunde werden 163 Gäste das größte und jüngste Dampfschiff der Sächsischen Dampfschiffahrt stürmen. Dampferfreaks, die sich diese seltene Fahrt nicht entgehen lassen wollen.

Schon seit Wochen ist alles perfekt vorbereitet worden. Auf Initiative des Schweizers Andrew Thompson hat die Dresdener Reederei diese Sonderfahrt ins Programm aufgenommen und überall beworben. Sicher: 69,- Euro – inklusive einer DampfschiffCard Plus, mit der man ein Jahr lang außer samstags zum halben Preis fahren und ein Essen verspeisen kann – sind kein Pappenstiel. Aber diese Summe gibt man genauso selten aus, wie man in den Genuss eines solchen Ausflugs kommt. Die Teilnehmer dürfen sich dann auch daran erfreuen, dass die Küche samt tschechischem Koch original böhmisches Flair verströmt. Restaurantleiter Steffen Seidel und seine Crew bringen die Gaumen ihrer Kunden mit Melniker Spatzen und Lendenbraten, den berühmten Knödeln und einem zünftigen Krusovice Bier zum Jubilieren. Über die Sehenswürdigkeiten an Land und manche Episode der Elbschifffahrt berichtet live Ralf Hauptvogel, Hobbyhistoriker und Kenner der Szene. Seine lebendige Unterhaltung wird am Ende der Fahrt Anlass zu lang anhaltendem Applaus der Fahrgäste sein. Keine Frage, dass die fast elfstündige Reise auch die Medien anzieht. Ob an Bord oder an den Ufern: Fernsehfunk und Fotografen halten das Geschehen auf dem Schiff und das beeindruckende Panorama am Fluss für alle Ewigkeit in schönen Bildern fest.

Alte Fahrpläne sind an diesem Tag sehr begehrt. Wird der Dampfer die Fahrzeiten von anno 1931 einhalten, als er das erste Mal diese Linie befuhr? Schiffsführer Lutz Peschel steuert sein Schiff ruhig auf den richtigen Kurs. Bad Schandau wird passiert, bald schon tauchen die Schrammsteine und Schmilka auf, dann der erste tschechische Ort Hrensko (Herrnskretschen). Einige Wochen zuvor hat sich der umsichtige Kapitän in seiner Freizeit noch einmal mit einem Frachtschiff auf die Strecke begeben, die er lange nicht befahren hat. Sicher ist sicher. Als das Dampfschiff den Heiligen Nepomuk oberhalb von Dolni Zleb (Niedergrund) erreicht, folgt eine traditionelle Zeremonie. Steuermann Roberto Lemke tauft getreu des alten Schifferbrauches Bootsmann Thomas Radtke und Azubi Matthias Heymer, die zum ersten Mal in ihrer Schifferlaufbahn hier vorbei fahren. Mit sichtlicher (Schaden-)Freude der Fahrgäste lassen die Beiden die lustige „Tortur“ über sich ergehen. Nicht lange, und Decin (Tetschen/Bodenbach) ist in Sicht. Bis 2007 ist die Sächsische Dampfschiffahrt noch planmäßig hierher gefahren. Wirtschaftliche Gründe zwangen das Unternehmen dazu, die Linie vorerst einzustellen. Wird es hier eines Tages ein Wiedersehen mit Dresdener Schaufelraddampfern geben? Momentan bedient nur ein tschechisches Motorschiff die Strecke bis zur Grenze. Während man den Gesprächen der Fahrgäste über diese und andere Themen, wie zum Beispiel zusätzliche Staustufen in der Elbe, entnehmen kann, dass sich – verständlicherweise – viele Experten und Dampf-Enthusiasten unter ihnen befinden, zieht die LEIPZIG weiter unbeirrt ihre Kreise. Dobkovice (Topkowitz), Maskovice (Maschkowitz) oder Velke Brezno (Großpriesen) heißen markante Orte, in denen die Einwohner dem stolzen Dresdener Raddampfer zuwinken.

Es geht auf 14.00 Uhr zu, das (eigentliche) Ziel der Tagestour ist schon von Weitem am Bug zu sehen. Drei Brücken gilt es im Stadtgebiet von Usti nad Labem (Aussig) zu unterqueren, dann steigt die Spannung. Die Schleuse unterhalb der Burg Strekov (Schreckenstein) wird angesteuert. Volle Konzentration der Mannschaft ist jetzt gefragt, schließlich stellt diese Schleusenfahrt ein anspruchsvolles Manöver dar. Kapitän Peschel balanciert das rund 70 Meter lange und über die Radkästen fast 13 Meter breite Schiff behutsam an die Schleusenwand. Dann ist seine Deckmannschaft am Zuge. Nicht lange, und der Dampfer ist fest gemacht! Zeit für Maschinist Jörg Sämann, um seiner Dampfmaschine eine kurze Verschnaufpause zu genehmigen. Das 350 PS starke „Herz des Schiffes“ hat sie sich redlich verdient. Eine gute halbe Stunde dauert es, bis die Schleusenkammer voll gelaufen ist und das eingeströmte Wasser die LEIPZIG um fast neun Meter gehoben hat. Die Ampel springt von rot auf grün, die „Zuschauer“ auf der Brücke klatschen Beifall, als das Schiff ins obere Staubecken einläuft.

Man liegt gut in der Zeit. Eigentlich zu früh, um schon die geplante Rückreise anzutreten. Michael Lohnherr, Geschäftsführer der Sächsischen Dampfschiffahrt – er ist wie auch Gastronomie-Direktor Jeffrey Pötzsch den ganzen Tag über an Bord -, hat erkannt, was die Masse sich jetzt wünscht. Es geht noch einige Kilometer weiter. Im stauen Wasser bietet sich ein ganz anderes Fahrgefühl als auf dem strömenden Fluss, das dem 80 Jahre alten Dampfschiff wie auch der Besatzung und ihren Gästen ein spürbares Vergnügen bereitet. Längst hat sich so Mancher bei dem strahlenden Sonnenschein einen Sonnenbrand geholt, den der frische Fahrtwind etwas abkühlt. Staunend beobachten die Menschen in Brna (Birnai), Vanov (Wannow), Dolny Zalezly (Salesel) und Cirkvice (Zirkwitz) das vorbei rauschende Schiff.

70 Kilometer sind an diesem Tag schon absolviert. Zeit zu wenden. Schade irgendwie. In der Schleuse dauert es diesmal sogar noch etwas länger als auf der Hinfahrt. Die Schleusentore öffnen sich, der Dampfer gleitet stromab. Vorbei an jener Stelle, wo sich zu DDR-Zeiten die Anlegestelle befand und die damaligen Luxus-Seitenradmotorschiffe bei ihren Tagesfahrten Station machten. Die Gedanken schweifen… – bis man wieder von der prächtigen Stimmung an Bord eingefangen wird. Logischerweise geht es jetzt talwärts wesentlich schneller als zu Berg. Aber jeder lässt sich noch einmal einfangen von den Impressionen dieser reizvollen Landschaft und der unnachahmlichen Dampfschiff-Atmosphäre. Könnte es sein, dass eine solche Reise nach Tschechien keine Eintagsfliege bleibt? Für Geschäftsführer Lohnherr, der die Fahrt selbst „als außerordentlich lohnend empfunden hat“, ist es durchaus denkbar, diese Tour in Zukunft einmal pro Jahr anzubieten. Längst hat die LEIPZIG wieder die frühere Grenzstation hinter sich gelassen, an der seit anderthalb Jahren kein Halt mehr gemacht werden muss. Das vereinte Europa hilft, Grenzen zu überwinden. Grenzen, die die wunderbare Natur nicht kennt und die auch für die Menschen und die Schifffahrt nur im geografischen Sinne eine Rolle spielen. Als der Dampfer kurz nach 19.00 Uhr wieder in Königstein angekommen ist, kann jeder Fahrgast mit bleibenden Eindrücken von einer imposanten Erlebnistour der besonderen Art die Heimfahrt antreten.

Bericht von Michael Hillmann

Mit der Rettung des Dampfers „Diesbar“ fing es an – In diesem Jahr begeht die Fachgruppe Elbeschiffahrt ihr 25-jähriges Bestehen

Innerhalb der Schaufelraddampferflotte der Sächsischen Dampfschiffahrt ist der Dampfer „Diesbar“ der besondere Stolz, ist er doch der einzige Kohledampfer, mit der ältesten noch funktionstüchtigen Dampfmaschine der Welt! In diesem Jahr wird er aber noch mehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit als sonst stehen, denn er begeht sein 125-jähriges Jubiläum
. Dass es dazu überhaupt kommen konnte, wäre vor einem Vierteljahrhundert nicht unbedingt denkbar gewesen. 1978 aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt, lag er seitdem im Hafen Dresden-Neustadt, mit geringer Aussicht, noch einmal zum Einsatz zu gelangen. Diesen Zustand wollten Dresdener Dampferfreunde nicht so einfach hinnehmen. Am 8. April 1984 gründeten sie unter dem Dach des Kulturbundes der DDR die Fachgruppe Elbeschiffahrt. Ihr Ziel: den damals 100 Jahre alten Glattdeckdampfer wieder in Betrieb zu setzen!

1985 wurde das Schiff zum Technischen Denkmal erklärt, anschließend erfolgte der Wiederaufbau. Die Dampferfans leisteten 3.500 ehrenamtliche Stunden und sorgten gemeinsam mit der Werft Dresden-Laubegast dafür, dass das Schiff zum 150-jährigen Jubiläum der Reederei 1986 im restaurierten Zustand wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Nachdem daraufhin auch noch die Maschine und der Kessel überholt wurden, konnte es zum 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1989 auch wieder als Traditionsdampfer in Fahrt gebracht werden. Heute ist die „Diesbar“ vornehmlich bei Charter- und Sonderfahrten auf der Elbe anzutreffen, aber auch Linienfahrten werden von dem Kohleschiff ausgeführt. Für die Mitglieder der Fachgruppe Elbeschiffahrt, die seinerzeit an der Rettung des „schwimmenden Juwels“ mitgewirkt hatten, wie auch für viele andere Dampferenthusiasten aus Nah und Fern ist es jedes Mal ein fast weihevoller Moment, wenn der Dampfer angeschnauft kommt. Sie sehen ihre Bemühungen bestätigt, zum Erhalt der ältesten und größten Raddampferflotte der Welt beigetragen zu haben.

Wenngleich solche praktischen Arbeiten schon längst nicht mehr auf der Tagesordnung stehen, kümmert sich die Fachgruppe – nunmehr unter dem Dach des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz – weiterhin um die Traditionspflege der Dresdener Dampfschiffe. Anfangs von Johannes Hirsch, später vom inzwischen leider verstorbenen Reiner Unger geführt, steht die 15 Mitglieder starke Vereinigung der Dampferfreunde jetzt unter dem Vorsitz von Hans-Helfried Richter. Immer am dritten Donnerstag im Monat – außer im Juli, August und Dezember – trifft man sich ab 17.00 Uhr an jenem Ort, wo alles begann. Auf der Laubegaster Werft werden dann historische wie auch aktuelle Themen besprochen, Bilder und Aufzeichnungen ausgetauscht und vor allem Kontakte mit Praktikern gepflegt. Ob ehemalige und noch tätige Schiffer, der Chef der Sächsischen Dampfschiffahrt oder der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes: Sie alle waren schon – teilweise nicht nur einmal – bei einer Fachgruppensitzung zu Gast, um das ehrenamtliche Wirken der Dampferfreunde mit ihren Ausführungen zu bereichern. Und das führt letztlich auch zu vorzeigbaren Ergebnissen, wie Schautafeln an Anlegestellen und auf Schiffen, einer 40 Bänder umfassenden Aufsatzreihe „Bundstaken“ oder Textbeiträgen und Fotos in verschiedenen Fachpublikationen. Zudem wurden gemeinsam mit der Schiffsgastronomie Leporellos über mehrere Dresdener Dampfschiffe erarbeitet, die den Fahrgästen der Sächsischen Dampfschiffahrt an Bord angeboten werden.

Selbstverständlich sitzen die Dampferfans nicht nur „im stillen Kämmerlein“, um ihrem Hobby zu frönen. Regelmäßige Fahrten auf der Elbe gehören ebenso zu ihren Aktivitäten wie Exkursionen, die sie bereits an die Saale oder die Donau führten. Nicht fehlen dürfen die Fachgruppen-Mitglieder auch, wenn jedes Jahr am dritten August-Wochenende in Dresden das Dampfschiff-Fest durchgeführt wird. Dann sind sie mit einem Informationsstand mittendrin im Geschehen und offerieren ihre Arbeiten der interessierten Öffentlichkeit. Wer sich mit der Geschichte der Elbeschifffahrt auseinandersetzen möchte, kann das aber auch den ganzen Sommer über. Denn im Eisenbahnmuseum in der Zwickauer Straße in Dresden wird von April bis September immer am ersten und dritten Samstag im Monat von 10.00 bis 16.00 Uhr eine Dauerausstellung der Fachgruppe präsentiert.

Foto: Michael Hillmann
Foto: Michael Hillmann

Letzter Werfttag für die Fachgruppe Elbeschiffahrt beim Wiederaufbau des Dampfers DIESBAR am 30. September 1989 (Sammlung: Michael Hillmann).

Diesbar, Foto: Michael Hillmann
Diesbar, Foto: Michael Hillmann

Heute fährt der Dampfer DIESBAR wieder, hier oberhalb des Blauen Wunders (Foto: Michael Hillmann).

Foto: Matthias Fichtner
Foto: Matthias Fichtner

Die Fachgruppe bei einem früheren Dampfschiff-Fest in Dresden (Sammlung: Matthias Fichtner).

 

Die Ausstellung der Fachgruppe im Eisenbahnmuseum in der Zwickauer Straße, Dresden (Foto: Lars Funke).

Foto: Lars Funke
Foto: Lars Funke

mit freundlicher Genehmigung von Michael Hillmann, Fachgruppe Elbeschiffahrt im Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.

110 Jahre Raddampfer PIRNA

In der Sommersaison 2008 der Sächsischen Dampfschiffahrt wird am Bug des Dampfers PIRNA die Zahl 110 prangen. Sie verrät, dass der drittjüngste der Dresdener Dampfschiffe in diesem Jahr dieses Jubiläum begeht.

Als das Jahr 1898 anbricht, steht längst fest, dass die langjährige Werft Dresden-Blasewitz aus Platzgründen und wegen zunehmender Beschwerden von Anwohnern auf Grund des Lärms nach Laubegast umziehen wird. Zum Abschied hat die Werft aber noch zwei Aufträge abzuarbeiten. Zwei Dampfschiffe nach dem Typ des 1896 vorgestellten Oberdeckdampfers BODENBACH – dem 1897 die Dampfer HOHENZOLLERN und HABSBURG folgen – sollen gefertigt werden. Der zusätzliche Bedarf ist logisch, denn zu dieser Zeit hat sich die Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrtsgesellschaft zu einem gut florierenden Unternehmen entwickelt. Mehr als drei Millionen Fahrgäste wollen sich an Bord eines Schaufelraddampfers auf der Elbe vergnügen.

Um kürzere Bauzeiten zu erreichen, wendet die Werft seinerzeit das so genannte Taktverfahren an, legt zwei Schiffe auf Stapel und baut sie nebeneinander. Am 20. Mai 1898 ist das Werk vollbracht. Der Dampfer KÖNIG ALBERT – benannt anlässlich des 70. Geburtstages des sächsischen Königs – und sein Schwesterschiff KARLSBAD gehen gemeinsam auf Probefahrt und werden schon zwei Tage später planmäßig im Sommerfahrplan eingesetzt. Vorrangig erfolgt ihr Einsatz bei Konzert- und Promenadenfahrten von Dresden bis ins böhmische Aussig. Bis zu 710 Fahrgäste finden ausschließlich in der 1. Klasse Platz an Bord der von einer 140 PS starken Zwei-Zylinder-Verbundmaschine angetriebenen Personendampfer.

1919 verlangt die Tschechische Republik, die Monarchennamen auf den Schiffen durch neutrale Bezeichnungen zu ersetzen. Der Dampfer KÖNIG ALBERT, der 1913/14 die erste Modernisierung in Form einer elektrischen Beleuchtung erfahren hat, trägt fortan den Namen PIRNA. 1928 erhält er wie alle Flottenmitglieder einen weißen Anstrich. Außerdem wird die Maschine gründlich überholt und eine Dampfheizung installiert, die hölzernen Radschaufeln weichen eisernen und die halbrunden Radkästen werden nach achtern ausgebaut, um darin die Toiletten unterzubringen. Im zweiten Weltkrieg wird das Schiff mit einem Tarnanstrich versehen und als Büroschiff bei den Junkers-Werken in Dessau eingesetzt. Im Herbst 1945 ist es wieder in seinem Heimathafen Dresden stationiert und kann im Folgejahr erneut auf Fahrt gehen.

Nach einer Renovation erstrahlt der Dampfer ab 1949 wieder in weiß und fährt ab 1956 unter der Flagge der „Weißen Flotte Dresden“. 1958/59 wird die Kurbelwelle von Schleppkurbel auf feste Welle umgerüstet. Ab 1961 verfügt das Dampfschiff über einen kleinen Decksalon auf dem Vorschiff. 1963/64 wird ein Kesselhaus aufgesetzt und die Elektroinstallat
ion modernisiert. 1971/72 werden beide Radkästen erneuert. In den Folgejahren erlebt der Dampfer bewegte Zeiten. 1972 fängt der Kohlenbunker Feuer, das Schiff muss daraufhin bis zum nächsten Jahr außer Dienst gestellt werden. 1974/75 wird der alte Kessel gegen einen gebrauchten aus dem Kanalschlepper UNSCHA ausgetauscht, zudem machen sich die Installation einer neuen Ankerwinde und eine Erneuerung des Vorbaues und des Schornsteines erforderlich. In den Jahren 1977/78 liegt die PIRNA zum Seitenwellenwechsel, zum Ersatz der Backbord-Rosette und des Ruderhauses und zu diversen Innenausbauarbeiten abermals auf der Werft. 1982/83 stehen weitere Reparaturen an. Von 1986 bis 1988 ist der Dampfer wegen Personalmangels nicht im Einsatz, doch auch die anschließende Wiederindienststellung ist nur von kurzer Dauer. Ein Kesselschaden zwingt die Firma, das Schiff 1990 erneut stillzulegen.

Die Frage nach seiner Zukunft kann mit Übernahme des Betriebs durch die Sächsische Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG nach der Wende in Deutschland positiv beantwortet werden. 1993 erfährt die PIRNA auf der Werft in Laubegast eine historische Sanierung, indem traditionelle Farben und Materialien verwendet werden, verbunden mit zahlreichen Modernisierungen. So wird anstelle des bisherigen Zwei-Flammrohr-Kohlekessels ein neuer ölgefeuerter Ein-Flammrohr-Kessel eingebaut (der anfangs aber keine ausreichende Dampfreserve besitzt, so dass 1995 später ein Dampfdom aufgesetzt werden muss). Die Ruderanlage funktioniert seitdem elektrohydraulisch, auch ein Bugstrahlruder gehört nunmehr zur technischen Ausstattung. Selbstverständlich sind zudem neue Elektro- und Sanitärinstallationen. Der Maschinenraum wird geöffnet, und die Schaufelräder können jetzt durch Fenster in den Radkästen beobachtet werden. Aus Stabilitätsgründen muss der Schiffskörper in der Wasserlinie verbreitert werden. Damit ist das Schiff für viele weitere Jahre gerüstet und geht am 29. April 1994, nunmehr für 300 Passagiere zugelassen und mit drei Mann Besatzung, wieder in Dienst. Für zollfreie Fahrten ins tschechische Nachbarland errichtet man zwischenzeitlich einen Verkaufskiosk auf dem Achterdeck.

1993 sind bereits fünf weitere und 1994 noch zwei andere Dresdener Seitenraddampfer saniert worden. Mit dem Rückkauf der KRIPPEN im Jahre 1999 befinden sich inzwischen wieder neun Dampfer für die „älteste und größte Raddampferflotte der Welt“ im Einsatz. Was ist aber eigentlich mit dem Schwesterschiff der PIRNA geschehen? Der später in JUNGER PIONIER umbenannte einstige Dampfer KARLSBAD wird 2001 wie auch die SCHMILKA (Ex-HOHENZOLLERN) teilverschrottet. Allerdings sind die Maschinen dieser Oberdeckdampfer zum Zwecke eines möglichen Wiederaufbaus erhalten worden. Als diese Entscheidung gefallen ist, wird niemand geahnt haben, dass dies für die PIRNA ein glücklicher Umstand ist. Denn als im Frühjahr 2005 auf der geplanten Linienfahrt in die Böhmische Schweiz bei Rathen die Kurbelwelle bricht, ersetzt man in den folgenden Wochen die kaputte Welle durch jene aus dem Schwesterschiff. Und mit der fährt der Dampfer tadellos und havariefrei – nach einem planmäßigen Werfttermin im Winter 2007/08 – in sein Jubiläumsjahr.

mit freundlicher Genehmigung von Michael Hillmann, Fachgruppe Elbeschiffahrt im Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.

Schon drei Jahrzehnte an der Oder – doch an der Elbe unvergessen – Der heutige Museumsdampfer RIESA ist 2007 110 Jahre alt geworden

Eigentlich vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht ein Dampfer der Sächsischen Dampfschiffahrt ein Jubiläum begeht. Anno 2007 feiert allerdings ein besonderes Schiff einen „runden Geburtstag“, das schon seit über 30 Jahren nicht mehr im Fahrbetrieb steht und auch fast genauso lang die Elbe nicht mehr „gesehen“ hat. Die Rede ist vom Dampfer RIESA, der – 1897 erbaut – in diesem Jahr 110 Jahre alt geworden ist.

Das Dampfschiff zählt als Oberdeckdampfer zu jenem Schiffstyp, der 1896 durch die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrtsgesellschaft erstmals vorgestellt wurde. Im Gegensatz zu den Eindeck- bzw. Glattdeckschiffen – von denen heute noch die Dampfer DIESBAR und KRIPPEN auf der Elbe rund um Dresden ihren Dienst versehen – hatten diese Schiffe einen Salon auf dem Achterschiff und darüber ein Oberdeck. Dadurch musste der Steuerstand, der sich bislang am Heck befand, mit auf die Kommandobrücke verlegt werden. In einem neuartigen Ruderhaus wurde eine ebenfalls neue Rudermaschine installiert. Technisch waren diese Dampfer zeitgemäß mit einer Verbunddampfmaschine und einem Hochdruckkessel ausgerüstet. Eine elektrische Beleuchtung kam allerdings erst später auf die Schiffe. Optisch setzten sich die für den Eildienst von Dresden bis ins böhmische Aussig (Usti nad Labem) konzipierten Dampfer ebenfalls ab. Anstatt des üblichen weiß/grün/weißen Anstrichs erhielten sie einen cremefarbigen. Zusammen mit einer Bugverzierung hatten sie eine luxuriöse Ausstrahlung, der auch die Inneneinrichtung entsprach. Nach dem Prototyp BODENBACH wurden 1897/98 vier weitere, verbesserte Schwesterschiffe in Dienst gestellt, die auch die letzten Neubauten der Werft Dresden-Blasewitz waren und von denen ein Schaufelraddampfer – die PIRNA – noch heute die Elbe befährt.

Auch der damalige Personendampfer HABSBURG gehörte zu ihnen. Das nach dem Ende der Monarchie in RIESA umbenannte Schiff, welches 1928 wie alle anderen Dresdener Dampfer weiß angestrichen wurde, fuhr bis zum 2. Weltkrieg. Im Mai 1945 wurde es am Laubegaster Ufer von der SS gesprengt, am 1. Mai 1947 erfolgte die Wiederindienststellung. 1963 machte sich ein erster Kesseltausch erforderlich, 1971 ein zweiter. Doch auch dieser Dampferzeuger sollte nur eine kurze Lebensdauer aufweisen. Am 16. August 1976 wurde der Dampfer wegen Kesselschadens außer Dienst gestellt. Damit endete für die RIESA die Dresdener Ära.

Dort, wo der Dampfer während seiner aktiven Zeit nie hingefahren war, hat er 1978 seine „Ruhestätte“ gefunden. Das Binnenschiffahrtsmuseum in Oderberg zeigte Interesse an dem Oldtimer. Doch wie würde das Schiff von der Elbe an die Oder gelangen? Die Binnenreederei Berlin erklärte sich bereit, den Transport unentgeltlich durchzuführen. Normalerweise wären 15.000 Mark fällig gewesen, um den Dampfer per Schubboot von Dresden nach Hohensaaten zu überführen. Sechs Tage dauerte die Reise, die das 600 PS starke Schiff mit der Nummer „2610“ gemeinsam mit seinem Dresdener „Oldie“ über Havel und Oder, diverse Kanäle und Schleusen, bis hin zum weithin bekannten Schiffshebewerk Niederfinow unternahm. Zu dieser Zeit dachte man noch, dass das Schicksal der Ausmusterung weitere Dampfschiffe ereilen würde. Doch zum Glück blieb nach der Wende und mit Gründung der Sächsischen Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG die „älteste und größte Raddampferflotte der Welt“ als Touristenattraktion erhalten. Während jetzt noch immer neun historische Seitenraddampfer, zwei moderne Salonmotorschiffe und zwei kleine Motorschiffe die Elbe zwischen Diesbar-Seußlitz und Decin (Tetschen) in Böhmen bereisen, war der Dampfer RIESA nach seiner Überführung in Hohensaaten auf sein künftiges Dasein als Museumsschiff vorbereitet worden. Mehr als eine Million Passagiere hatten sich in seinen 79 Dienstjahren an dem einzigartigen Dampferflair erfreut. Schlosser, Tischler und Maler sorgten nun dafür, dass der Dampfer auch im stehenden Zustand ein Anziehungspunkt für viele Menschen und das Binnenschiffahrtsmuseum in Oderberg noch bekannter wurde. Die Maschine der RIESA dreht sich seitdem nicht mehr durch die Kraft des Dampfes, aber ein elektrischer Antrieb zeigt noch heute, wie sie einst funktionierte. Selbst betätigen können Besucher die Schiffsglocke und das Steuerrad. Und in den Salons unter Deck finden sie interessante Exponate zur Binnenschifffahrt.

Obwohl das Schiff nun schon runde drei Jahrzehnte an der Oder an Land steht, ist es an der Elbe unvergessen. Zwischenzeitlich gab es an dem Stolz des Oderberger Museums divers
e Umbauten. So gelangte zeitweise ein Salon auf das Vorderdeck, und nach dem Oderhochwasser im Jahre 1997 mussten einige Schäden beseitigt werden. In seinem Jubiläumsjahr trägt die RIESA wieder den gleichen Farbanstrich wie früher – und wie jene Dampfer, mit denen sie bis 1976 noch gemeinsam auf der Elbe unterwegs gewesen war. Möge sie auch in den nächsten Jahren als Museumsdampfer noch viele Menschen in ihren Bann ziehen.

mit freundlicher Genehmigung von Michael Hillmann, Fachgruppe Elbeschiffahrt im Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.

170 Jahre Sächsische Dampfschiffahrt 2006 – Ein kurzer historischer Abriss

Faszination für Gäste aus Nah und Fern: Im Jahr 2006 jährt sich zum 170. Mal das Gründungsdatum der Sächsischen Dampfschiffahrt, die noch immer mit neun, zwischen 1879 und 1929 gebauten Seitenraddampfern als älteste und größte Raddampferflotte der Welt eine der schönsten Flusslandschaften Europas befährt. Ob bei Rundfahrten durch das Stadtgebiet Dresdens oder das zum UNESCO-Weltkulturerebe erklärte Elbtal, einer Schlösserfahrt zum Schloss Pillnitz, einem Tagesausflug in die Sächsische Schweiz, einer Route entlang der Sächsischen Weinstraße oder einer der verschiedenen Sonderfahrten: die historischen Schaufelraddampfer faszinieren Jahr für Jahr Hunderttausende Passagiere aus Nah und Fern.

Ein beschwerlicher Start: Dabei war es ein beschwerlicher Weg gewesen, bis die Sächsische Dampfschiffahrt ihren Ursprung erleben sollte. Während sich in England, Frankreich und Amerika der dampfbetriebene Schiffsverkehr um 1800 längst durchgesetzt hatte, konnten die Schiffe auf der Elbe vorerst nur durch die Strömung, den Wind oder die Muskelkraft der Treidler bewegt werden. Mehrere Versuche von sächsischen Industriellen, die moderne Antriebstechnologie auch auf der Oberelbe einsetzen zu dürfen, scheiterten vornehmlich aus „Angst vor den Höllenmaschinen im Schiffsbauch“, wie es in einem Dokument aus jener Zeit hieß. Nicht zu vergessen, dass seinerzeit noch zahlreiche Zollschranken bestanden und der Fluss bis Mitte des 19. Jahrhunderts nicht reguliert war. Nachdem im Mai 1835 der Zuckersiedereibesitzer Heinrich Wilhelm Calberla erstmals mit einem Dampfschiff die Oberelbe befahren hatte, wurde ein Jahr später, am 8. Juli 1836, endlich zwölf Dresdener Bürgern um die Dampfschiff-„Pioniere“ Benjamin Schwenke und Friedrich Lange das königlich-sächsische Privileg zum Betrieb der Dampfschifffahrt für zunächst fünf Jahre erteilt. 1837 nahm dann auch das erste Schiff namens KÖNIGIN MARIA den Fahrbetrieb auf. Als ob es aus Porzellan gefertigt sei, so schön wurde es in diversen Aufzeichnungen beschrieben. Auf Grund des auf der Elbe vorherrschenden Niedrigwassers hatte es zwei Schaufelräder; eine Technologie, die sich über alle Ewigkeit bewähren sollte. Konstrukteur dieses Dampfschiffes war der honorige Techniker Prof. Andreas Schubert aus Dresden. Er konstruierte auch die erste deutsche Fernbahnlokomotive „Saxonia“ und war am Bau der Göltzschtalbrücke im Vogtland beteiligt.

Anfangs ohne Werft: Ihre Landungsbrücken hatten die Schiffe von Beginn an in der Nähe des Dresdener Terrassenufers, und im Winter machten sie im Pieschener Hafen fest. Im Laufe der Jahre kamen auch Winterhäfen in Loschwitz, Königstein und Prossen hinzu. Was anfangs noch fehlte, war eine Werft. Der Bauplatz der ersten Jahre befand sich auf dem Gelände der Vogelwiese im Dresdener Stadtteil Johannstadt, wo man eine Schiffbauhalle errichtet hatte. Später wurden auch einige Dampfer in Buckau und Krippen gebaut. Erst 1855 kaufte die Dampfschifffahrtsgesellschaft Land in Dresden-Blasewitz. Auf der dortigen Werft entstanden bis 1898 43 Dampfschiffe, von denen noch sieben im Einsatz sind. Danach zogen die Anlagen nach Dresden-Laubegast um, wo acht Seitenraddampfer gefertigt wurden. Davon fahren die beiden letzten Neubauten DRESDEN und LEIPZIP als größte und modernste Personendampfer auf der Oberelbe bis in die heutigen Tage. Die Werft ist nach wie vor in der Wartung und Reparatur der Dampfer und anderer Schiffe aktiv und war auch an fast allen Umbauten und Modernisierungen der Flotte in den Folgejahren beteiligt.

Boom zur Jahrhundertwende: Dass so viele Schiffe in Dienst gestellt und andere später um Oberdecks und Salons erweitert wurden, hatte natürlich seinen Grund in der wachsenden Nachfrage. War es den Gründungsvätern der Schifffahrtsgesellschaft ursprünglich vor allem um den Güterverkehr gegangen, der ab Mitte des 19. Jahrhunderts mehr und mehr von der sich entwickelnden Kettenschifffahrt bewerkstelligt wurde, erwies sich recht schnell die Mitnahme von Passagieren als bedeutsam. Somit kann mit Fug und Recht festgestellt werden, dass die Dampfschifffahrt neben der Eisenbahn zur Entwicklung des Tourismus beigetragen hat. Ob im Raum Dresden, in der Sächsischen Schweiz oder bis über die Grenzen nach Böhmen: Bald schon hatte sich das Unternehmen auch gegen aufkommende Konkurrenz behauptet und firmierte ab 1865 als Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrtsgesellschaft. Um die Jahrhundertwende wurde der Höhepunkt in der Firmenhistorie erreicht: Sage und schreibe 37 Dampfer beförderten seinerzeit mehr als 3,6 Millionen Fahrgäste im Jahr. Über 500 Beschäftigte versahen damals in dem Unternehmen ihren Dienst. Allerdings wurden zu dieser Zeit auch größere Fahrtstrecken befahren. Bis auf 319 Kilometer zwischen dem tschechischen Leitmeritz und Dessau wurde das Einsatzgebiet der Dresdener Dampfer noch einmal Mitte der 1930er Jahre ausgedehnt.

Einschnitte durch die Kriege: Herbe Einschnitte in der Unternehmensentwicklung brachten die beiden Weltkriege mit sich. Nach dem ersten Weltkrieg und infolge der einsetzenden Weltwirtschaftskrise mussten mehrere Dampfer verkauft werden. Im zweiten Weltkrieg wurden einige Schiffe beschädigt, danach mussten jeweils sechs der modernsten Dampfer als Reparationsleistungen an die Sowjetunion und die Tschechoslowakei abgegeben werden. Zum Glück, muss man heute sagen, waren die beiden jüngsten Schiffe DRESDEN und LEIPZIG damals nicht einsatzfähig. Das nach der Messestadt benannte größte Flottenmitglied war in den letzten Kriegstagen von einer Fliegerbombe getroffen worden, das nach Sachsens Landeshauptstadt betitelte Schwesterschiff war im Frühjahr 1946 durch ein Malheur – oder doch Sabotage? – ausgebrannt. Beide Salondampfer blieben damit den Dresdenern und ihren Gästen erhalten und wurden wieder aufgebaut. Eine besondere Leistung der Schiffsbauer, da die Werft, auch als Folge des Krieges, seinerzeit demontiert worden war.

Die „Weiße Flotte“ zu DDR-Zeiten: Zu DDR-Zeiten dampften die Schaufelraddampfer ab 1956 unter der Flagge der „Weißen Flotte“, entsprechend auch ihres, seit 1928 üblichen weißen Anstrichs. Dass so viele Dampfer in diesen Jahren erhalten blieben, war nicht unbedingt nur in der Traditionspflege begründet. Ab Mitte der 1960er Jahre fuhren auch vier dieselelektrische Seitenradschiffe auf der Elbe, zum Bau von mehr modernen Motorschiffen mangelte es an den Kapazitäten. Andererseits mussten einige Dampfer in den Folgejahren auch außer Dienst gestellt werden. Manche von ihnen wurden verschrottet, andere einer weiteren Nutzung als Museum oder Gaststätte zugeführt. Mitte der 1980er Jahre setzte ein Umdenken ein. In unzähligen ehrenamtlich geleisteten Stunden wurde durch die Mitglieder der neu gegründeten Fachgruppe Elbeschiffahrt und mit Unterstützung der Laubegaster Werft der eigentlich zur Verschrottung vorgesehene Dampfer DIESBAR gerettet. Seine historische Rekonstruktion sollte später als Vorbild für die anderen Dresdener Dampfschiffe dienen. Ab 1989 wurde dieser Urtyp der sächsischen Dampfschifffahrt, ein so genannter Glattdecker ohne Oberdeck, nach elfjähriger Liegezeit erstmals wieder unter Dampf gesetzt. Noch heute fährt er als einzige
s Mitglied der Flotte mit Kohlefeuerung und besitzt die in Teilen älteste funktionstüchtige Dampfmaschine der Welt!

Mit der Conti-Reederei in die Zukunft: Mit den Wendetagen stand die Zukunft der Sächsischen Dampfschiffahrt noch einmal in Frage. Das Unternehmen hatte sich nunmehr marktwirtschaftlichen Gegebenheiten zu stellen. Die bisherigen staatlichen Subventionen fielen weg, die Preise stiegen, und die Fahrgastzahlen gingen zurück. Zum Glück entschlossen sich 1992 der Freistaat Sachsen und die bayerische Conti-Reederei, eine neue Gesellschaft zu gründen. Damit wurde den Schiffsoldtimern neues Leben eingehaucht. Bis 1994 erfuhren acht Dampfer eine umfangreiche Sanierung, verbunden mit einer Rekonstruktion im historischen Stil. Im Jahr 2000 wurde schließlich noch der Dampfer KRIPPEN als neunter Seitenraddampfer wieder in die Flotte eingegliedert. Unter Verwendung traditioneller Farben, Teile, Wappen und Materialien schmeicheln heute die Dampfer auf den Decks und in den Salons dem Auge. Die Maschinenräume wurden geöffnet, so dass ein freier Blick auf die Dampfmaschinen möglich ist. Durch den Einbau von Fenstern in den Radkästen können auch die Schaufelräder beobachtet werden. Gleichzeitig wurden auf den mittlerweile denkmalgeschützten Fahrgastschiffen verschiedene Modernisierungsarbeiten ausgeführt, die auf eine höhere Betriebssicherheit und eine bessere Wirtschaftlichkeit abzielten. So werden die Kessel jetzt mit Öl statt mit Kohle befeuert. Neue Ruderanlagen wurden ebenso installiert wie Bugstrahlruder. Auf aktuellstem Stand sind auch die Elektroinstallation, die Sanitärtechnik und die Gastronomieausstattung. Trotz zusätzlicher Einbauten blieb der geringe Tiefgang der Dampfer erhalten, eine wichtige Voraussetzung für den Schiffsbetrieb gerade bei niedrigen Pegelständen im Sommer. Für die Passagiere ergibt sich nach den Rekonstruktionen ein noch höherer Komfort, und doch wird man immer wieder in die Epoche entführt, als schon unsere Eltern und Urgroßeltern eine Dampferfahrt unternahmen. Sei es durch das rhythmische Geräusch der Dampfmaschinen, das gelegentliche Klingeln des Maschinentelegraphen, den Lauf der Schaufelräder oder die weithin vernehmbare Dampfpfeife.

Drei Jubiläumsschiffe im 170. Jahr: Wenn die Sächsische Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG anno 2006 auf eine 170-jährige Entwicklung zurückblicken kann, dann feiern drei Dampfer ein eigenes Jubiläum. Seit 80 Jahren transportiert das Flaggschiff DRESDEN die Reisenden zur allgemeinen Zufriedenheit auf der Elbe. Es hat damit genau ein Zehntel der Jahre seiner Namensgeberin, der Stadt Dresden, auf dem Buckel, die im gleichen Jahr ihre 800-Jahr-Festivität begeht. Den 110. Geburtstag feiert der Raddampfer KURORT RATHEN, während das zum 50-jährigen Firmenjubiläum erbaute Dampfschiff PILLNITZ nun bereits seit 120 Jahren elbauf- und -abwärts unterwegs ist. Allen Jubiläumsschiffen und den übrigen Flottenmitgliedern sei auch in Zukunft stets die berühmte Hand breit Wasser unter dem Kiel gewünscht sowie der Dampfschiffgesellschaft weiterhin viel Erfolg, damit noch viele Jahre lang unzählige Fahrgäste das unverwechselbare Dampfschiff-Flair inmitten einer reizvollen Landschaft genießen können: an Bord der ältesten und größten Raddampferflotte der Welt.

Die Flotte 2006:

PD STADT WEHLEN Baujahr 1879 300 Personen 180 PS
PD DIESBAR Baujahr 1884 170 Personen 110 PS
PD MEISSEN Baujahr 1885 350 Personen 230 PS
PD PILLNITZ Baujahr 1886 350 Personen 230 PS
PD KRIPPEN Baujahr 1892 250 Personen 110 PS
PD KURORT RATHEN Baujahr 1896 300 Personen 140 PS
PD PIRNA Baujahr 1898 300 Personen 140 PS
PD DRESDEN Baujahr 1926 600 Personen 300 PS
PD LEIPZIG Baujahr 1929 600 Personen 350 PS
MS LILIENSTEIN Baujahr 1982 124 Personen 122 PS
MS BAD SCHANDAU Baujahr 1987 88 Personen 122 PS
MS AUGUST DER STARKE Baujahr 1994 700 Personen 2 x 460 PS
MS GRÄFIN COSEL Baujahr 1994 700 Personen 2 x 460 PS

mit freundlicher Genehmigung von Michael Hillmann, Fachgruppe Elbeschiffahrt im Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.